Der Eingebildete Kranke

Molières letzte Komödie ist die Geschichte einer Einbildung. Der wohlhabende Argan ängstigt sich in übertriebener Weise vor allem, besonders vor Ansteckung und Krankheit, aber genauso vor der Komplexität der Gegenwart. In seiner Hypochondrie, in der er sich selbstgefällig eingerichtet hat, vertraut er nur seinen Ärzten. Und diese verdienen gut und gerne an seinen unablässigen Beschwerden. Um immer einen ‚Hausarzt‘ an seiner Seite zu haben will Argan seine Tochter Angelique mit dem Sohn seines Doktors verheiraten. Diese ist jedoch in Cléante verliebt und bereit, für ihre Liebe zu kämpfen. Die Stiefmutter wiederum ist hauptsächlich am Erbe des ungeliebten Ehemanns interessiert. Allein die Hausangestellte Toinette durchschaut das verrückte Treiben und verordnet ihrem Herrn eine Radikalkur, indem sie mit List und Tücke die Verhältnisse auf den Kopf stellt und ihm die Realität vor Augen führt.

Molières turbulente Komödie ist eine rasante und kernige Abrechnung mit dem wehleidigen Weltschmerz der Privilegierten. Ohne aufdringliche Aktualisierungen gelingt es der Neufassung, einen Menschentyp unserer Gegenwart ins Zentrum zu stellen, der erst listig und trickreich von seinen Untergebenen überzeugt werden muss, damit er einen ersten Schritt wagt in Richtung Erkenntnis und Veränderung.

Eine Ensembleproduktion des Theater Lindenhof in der Tradition der deutschen Wanderbühne und der Commedia dell‘arte.

(Text: Theater Lindenhof)

Furor

Der Sohn von Nele Siebold wurde bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt und liegt seitdem im Koma. Der 17-Jährige rannte unter Drogeneinfluss vor ein Auto. Den Fahrer – den OB Kandidaten Heiko Braubach – trifft keine Schuld, so ist aus den Medien zu erfahren, in denen Polizei- und Gutachterberichte veröffentlicht wurden. Trotzdem meldet sich der Politiker bei der alleinerziehenden Mutter, um ihr seine Unterstützung zuzusichern, und vermutlich auch, um den Vorfall aus den Schlagzeilen zu bringen. Nicht ohne Vorbehalte empfängt die Mutter den Politiker. Sie erklärt Braubach, dass auch ihr Neffe Jerome bei dem Treffen dabei sein werde. Doch er verspätet sich, da er als Paketausfahrer wieder mal Überstunden machen muss. Als es Braubach gerade gelungen ist, Nele von seinen guten Absichten zu überzeugen, trifft Jerome ein und damit nimmt dieser Abend eine radikale Wendung.

Ein spannendes Schauspiel über Politikverdrossenheit, Hate-Speech, die Macht eines gezückten Smartphones, über sich fast ausschließende Perspektiven auf die Wirklichkeit und die Sehnsucht nach einfachen Lösungen.

(Text: Theater Lindenhof)

In weiter Ferne, der Mensch

Ein Jahr vor der großen französischen Revolution. Gespannte Erwartung liegt in der Luft. Während das Establishment wie auf einem blinden lebensmüden Pferd auf morschen Glaubenssätzen und überholten Dogmen in der Vergangenheit verharrt, schlägt in Tübingen die Stunde der Denker. Hölderlin, Hegel und Schelling: Eine Wohngemeinschaft, deren Sehnsucht nach einer besseren Welt alle Ketten sprengt. Sie träumen von einer befreiten Zukunft, in der die Menschen miteinander verbunden sind, über alle Grenzen hinweg. Frei und gleich. Was war das für eine Zeit, in der drei junge Genies zwischen dicken Sandsteinmauern die radikale Befreiung aller Völker und Menschen erträumten?

In den Lagerhallen des ehemaligen Güterbahnhofs, dort, wo das kollektive Gedächtnis, das Archiv der Stadt, in Zukunft verortet sein wird, greifen wir Utopien von gestern und heute auf. Jenseits des Neckars, zwischen Gruben und Kränen, wo an der Zukunft gebaut wird, werfen wir Visionen in den noch leeren Raum. Mitten in Tübingen, mitten im Sommer, mitten im Offenen.

(Text: Theater Lindenhof)

Global Player – Wo mir sind isch vorne

Tragikomödie von Hannes Stöhr

Das schwäbische Traditionsunternehmen für Textilmaschinen „Bogenschütz & Söhne“ ist in die Turbulenzen der Globalisierung geraten. Es droht die Insolvenz. Der jüngere Sohn Michael, Geschäftsführer in vierter Generation, versucht alle Möglichkeiten auszuloten und führt Auftragsverhandlungen mit einer chinesischen Firma. Doch Seniorchef Paul Bogenschütz pocht auf die Fortführung seiner Aufbauarbeit nach dem Krieg und will, als Sicherheit für neue Firmenkredite, die Privathäuser aller Familienangehörigen an die Bank geben.

Am 95. Geburtstag von Vater Bogenschütz treffen in der Unternehmervilla alle Familienmitglieder aufeinander. Nicht nur die in Berlin mit Yogastudios erfolgreiche Tochter Marlies, sondern auch der abtrünnige Aussteigersohn Manfred aus Jamaika sind angereist. Während Marlies um ihre Existenzgrundlage bangt, will Manfred am liebsten sofort seinen Anteil an der Firma ausbezahlt. Zu alldem kommt auch noch Facharbeiter Kleinmann vorbei und trägt die Sorgen und Ängste der bereits in den Zwangsurlaub geschickten Mitarbeiter vor. Agnieschka, die polnische Hilfskraft des alten Patriarchen, versucht die Fronten zu beruhigen, doch im Hause Bogenschütz liegen die Nerven blank.

Eine Lösung der verzwickten Lage ist nicht abzusehen. Eine Delegation der Firma Chong hat bereits ihren Besuch angekündigt. Aber auch in China ist die Maultasche ein heiliges Gericht.

(Text: Theater Lindenhof)

Brassed Off

Die ursprünglich englische Tragikomödie nach dem Film von Mark Herman aus dem Jahr 1996 in der Theaterfassung von Paul Allen thematisiert Stellenabbau und Strukturkrise im Bergbau mit einem feinen Gespür für Situationskomik und Humor. Vor allem aber macht die Blaskapelle das Stück zu einem Theatererlebnis voller musikalischer Energie!

(Textauszug: Theater Lindenhof)

Der zerbrochene Krug

Wir spielen Theater an den Gerichtsstandorten der Region.

Es hat viel Komisches, dabei zuzusehen, wie sich Richter Adam im Gespinst seiner eigenmächtigen und eigenartigen Rechtsprechung verheddert, strauchelt und schließlich zu Fall kommt. Ein noch heute gültiges Verwirrspiel um Macht und Machtmissbrauch.

Mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums der Justiz und für Europa Baden-Württemberg und in Kooperation mit Gerichtsstandorten im Land.

(Textauszug: Theater Lindenhof)

Lass mich atmen, oh gnädiger Himmel

Geschichten von hinter den Mauern

Viel hat sich zugetragen auf dem „Aschberg“. Im Rahmen des 1200jährigen Jubiläums der Stadt Asperg hören und blicken wir in die Geschichte der Festung. Wir begegnen Gefangenen verschiedener Jahrhunderte. Sie wurden aus den unterschiedlichsten Lebenswelten gerissen, bevor sie sich auf dem Hohenasperg wiederfanden. Ein Blick in ihr Leben zeigt wie sie der„Schicksalsberg“ verändert hat. Es geht um Recht und Gerechtigkeit. Um Macht und Ohnmacht. Um Staat und Bürger. Um Herrscher und Beherrschte. Es entblättern sich Geschichten voller Tragik, aber auch Kuriositäten.

(Textauszug: Theater Lindenhof)

Honig im Kopf

Das Mädchen Tilda liebt ihren Großvater Amandus über alles. Als der an Alzheimer erkrankte Amandus nach dem Tod seiner Frau zusehends abbaut, nimmt die Familie ihn bei sich auf. Die fortschreitende Krankheit löst im Familienhaushalt einiges Chaos aus. Tilda findet das lustig. Doch Tildas Eltern sind der Ansicht, dass es so nicht weiter gehen kann und planen einen Umzug von Amandus in ein Seniorenheim. Da beschließt Enkelin Tilda kurzerhand ihren Opa nochmals an den Ort zu bringen, an dem er einst mit seiner großen Liebe so glücklich war: Venedig! Eine abenteuerliche Reise beginnt.

Das Bühnenstück nach der Bühnenfassung von Florian Battermann in einer Bearbeitung von René Heinersdorff, basierend auf dem gleichnamigen Film von Hilly Martinek und Til Schweiger wird am Theater Lindenhof ergänzt um Lieder und Musik von Heiner Kondschak.

(Text: Theater Lindenhof)

Photo von Petra Mustermann
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